Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Bewegungsmethode des Feldenkrais geht davon aus, dass hinter Ihren Bewegungsmustern und Körperhaltungen Ihre Lebensmuster und geistigen Einstellungen stehen. Darin zeigt sich Ihr Selbstbild. Ist dieses negativ, ist Ihre geistige und körperliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Doch wenn Sie Ihre Körperwahrnehmung verändern, kommt alles wieder ins Lot und Sie werden von Ihren Schmerzen befreit.
Die moderne Neurologie, die zurzeit einen enormen Zugewinn an Erkenntnissen über die Funktionsweise des Gehirns zu verzeichnen hat, bestätigt die Wirksamkeit der Methode von Mosh Feldenkrais. Über 20 klinisch kontrollierte Studien untersuchten die Wirksamkeit bei Rücken- und Gelenkproblemen, Multipler Sklerose, Asthma und Schlaganfall. Sie kamen alle zu dem Ergebnis: Die Methode von Feldenkrais funktioniert. Bereits reichen kleine Reize reichen aus, um den Körper von gesünderen Bewegungsanläufen zu "überzeugen".
Bei der Geburt ist das Gehirn eine einzige Baustelle. Zwar sind die lebenswichtigen Funktionen schon in Betrieb. Doch das restliche Baumaterial ist noch nicht funktionsfähig. Es gleicht einem Körbchen voller technischer Einzelteile, die noch nicht miteinander vernetzt sind. In der Kindheit werden diese Einzelteile miteinander verbunden. Datenbahnen werden ausgebaut, Überflüssiges und nicht Benutztes dagegen entsorgt. So werden auch die Bewegungsgewohnheiten geformt und gesteuert. Jeder Mensch entwickelt seine eigene Bewegungsform, hält etwa das Gleichgewicht beim Stehen oder Gehen immer auf die gleiche Weise. Diese Routine kann mit der Feldenkrais-Methode unterbrochen werden.
Machen Sie es besser!
Ihre
Helmut Erb
Berührung, Bewegung und In-sich-Hineinspüren bilden den Kern der Feldenkrais-Methode. Sie können diese einzeln oder in der Gruppe lernen:
Funktionale Integration: So nennt sich der Einzelunterricht, bei dem Sie passiv bleiben. Ihr Feldenkrais-Lehrer konzentiert sich ganz auf Sie allein. Durch sanfte Bewegungen und Berührungen hilft er Ihnen, sich mit Ihren Bewegungsabläufen zu beschäftigen und Änderungsmöglichkeiten zu erfahren. Dabei wird er nicht mit Ihnen sprechen, um Sie nicht beim "In-sich-Hineinhorchen" zu stören. Sie sollen sich Ihrer Bewegungsmuster und deren Entsprechung in Ihrem Selbstbewusstsein klar werden. Daraus sollen neue Bewegungsabläufe sowie eine Veränderung der Körperwahrnehmung resultieren.
Bewusstheit durch Bewegung: So nennen die Feldenkrais-Lehrer ihre Übungsstunden, wenn diese in einer Gruppe stattfinden. Es werden keine Bewegungen einstudiert oder gymnastische Übungen gemacht, sondern die Wahrnehmung des Einzelnen für seine eigenen Bewegungen geschärft. Unter der professionellen Anleitung lernen die Teilnehmer überwiegend im Liegen, alltägliche Bewegungen zu erforschen und wie es sich anfühlt, wenn sie diese auf eine andere Weise ausführen. Die einfachen Bewegungen werden sehr langsam durchgeführt. Immer wieder fordert der Lehrer auf, genau "hinzuspüren", mit welchen Gefühlen - angenehmen oder unangenehmen - die einzelnen Übungen verbunden sind. So machen sich die Teilnehmer vertraut, mit ihren eigenen Bewegungsgewohnheiten und möglichen Alternativen dazu.Jede Übende entscheidet selbst, welcher Bewegungsablauf ihr bekömmlicher ist. Dadurch können falsche Bewegungsmuster wieder harmonisiert werden.
Alles, was dem Wohlbefinden des Körpers dient, wird durch das Erlernen der Feldenkrais-Methode nicht mehr unterdrückt, sondern unterstützt. Das bewusste Empfinden für vorteilhafte Bewegungsweisen wird so trainiert. Jeder kann daraus körperfreundlichere Alternativen zu eingeschliffenen Bewegungsabläufen entwickeln. Die Anspannung weicht auf leisen Pfoten aus dem Körper. Verspannungen, Kreuz- und
Gelenkschmerzen verschwinden.
Mit den Feldenkrais-Übungen lassen Sie sich auf einen Lernprozess ein. Wichtig ist dabei, dass Sie ein erhöhtes Maß an Selbstbeobachtung entwickeln. Mit der Zeit werden Sie ein Gespür für Ihre persönlichen Bewegungsabläufe bekommen und können mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Bewegungsmöglichkeiten spielerisch experimentieren. Vergessen Sie jeglichen Ehrgeiz und übertreiben Sie nichts. Machen Sie jede Übung nur so intensiv, wie es Ihnen angenehm ist. Sie sollen nicht gegen Widerstände oder Schmerzen üben. Haben Sie Schmerzen, brechen Sie die Bewegung ab und stellen Sie sie sich nur noch in Gedanken vor. Am Ende einer Übung sollen Sie sich frisch und entspannt fühlen.
Die folgenden Übungen können Ihnen einen ersten Einblick geben:
Faltübung
Um zu verstehen, was Feldenkrais meint, können Sie als allererstes eine ganz einfache Wahrnehmungsübung machen: Falten Sie wie zum Gebet Ihre Hände zusammen. Wenn Sie Rechtshänderin sind, liegt dabei der linke Daumen über dem rechten. Falten Sie nun die Hände einmal anders, dann liegt der rechte Daumen über dem linken. Versuchen Sie in sich hinein zu horchen, wie sich das für Sie anfühlt. Sehr wahrscheinlich werden Sie die zweite "Faltposition" als völlig unnormal empfinden. Das ist sie aber nicht, Sie sind es nur nicht anders gewöhnt.
Atemübung
Ganzkörperübung
Mittellinieübung
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